Dringender Einsatz

Dringender Einsatz

Ich stehe vor dem Spiegel.
Ich sehe einen blutigen Handaufdruck auf meinem Hemd.
Und ich erinnere mich.
Noch einmal lebe ich den Notfall durch.
Als der Pager auf “dringend” losging.
Wie ich von der Leitstelle den Einsatzort bekam.
Und der Leitstellendisponent mir erklärte das es sich um einen Selbstmordversuch handelt.
Ich erinnere mich, wie wir in den Rettungswagen einstiegen.
Unter Folgeton und Blaulicht erreichten wir den Einsatzort.
Bereits beim Aussteigen vernahmen wir die Schreie der Patientin.
Dann weiß ich kaum noch etwas.
Wir wurden gut ausgebildet.
Instinktiv ergriffen wir erfolgreich lebensrettende Sofortmaßnahmen.
Auch die Fahrt ins Krankenhaus lief nach Schema ab.
Wir übergaben die Patientin in die helfenden Hände der Ärzte.
Dann sind wir wieder zurück auf die Dienststelle.
Und hier stehe ich nun vor den Spiegel und erinnere mich.
Erinnere mich an Ihre Schreie.
Es war immer nur ein Satz.
Ein Satz den sie immer wieder schrie.
Es waren bloß drei Worte.
Drei Worte die ihr soviel bedeuteten.
Sie schrie: “Laßt mich sterben!”
Ich denke …
Keine Zeit zu denken.
Weiterer dringender Einsatz.
– sanados

Eine Geschichte

Hört mir zu!

Hört mir zu!
Lauscht meinen Worten.
Wie man Sie mir vor vielen Jahren erzählte.
Auch ich war damals in Eurem Alter.
Auch ich wollte damals nicht hören.
Auch meine Geschichte endet wie die der Alten.
Auch meine Geschichte handelt über das Leben.
Wieder einmal ein Appell an Euren Verstand.
Eine Geschichte über das Leben.
Eine Geschichte über Fehler.
Eine Geschichte über das Versagen.
Eine Geschichte der Alten.
Eine Geschichte von mir.
:
:
Aber?
Wo seid Ihr hin?
Wollt Ihr die Geschichte nicht hören?
:
:
Sie sind wie ich damals.
Auch ich habe mir dir Geschichte nicht angehört.
Und nun habe ich Sie selbst geschrieben.
Es sei unser Schicksal.
Meine Geschichte began wie die der Alten.
Meine Geschichte endete wie die der Alten.
So werde nun auch ich enden wie die Alten.

– sanados

Tausend und ein Traum

Tausend und ein Traum!

Wer kennt das nicht?
Tausend und eine Nacht!!!!
Und tausend Träume!
Nun fürchte ich den nächsten Traum.
Ich will nicht wissen was passiert.
Ich will nicht wissen worum es geht.
Ich möchte doch nur das es bleibt wie es ist.
Oder will ich nicht das es bleibt.
Vielleicht will ich das es bleibt, das es nicht bleibt.
Oder vielleicht bleibt es weil ich nicht will das es bleibt!?
Ich glaube es bleibt nicht.
Ich bin es der bleibt.
Und immer noch da ist,
wenn alles andere schon nicht mehr ist.
Immer noch da!
Immer noch alleine.
Immer noch alleine mit meinen Gedanken.
Immer noch alleine mit meinen Gefühlen.
Immer noch alleine mit mir selbst.
Mir selbst und einem großen Loch!
Dem Loch das ich selbst gegraben,
das Loch in das ich nicht passe.
Das Loch das ich für einen Anderen gemacht habe.
Um diese Person zu behalten,
um diese Person zu lieben,
um nicht alleine zu sein.
Alleine mit mir.
Alleine mit meinem Egoismus!
Vielleicht kann ich nicht zugeben das ich eigentlich gar nicht so denke!
Vielleicht sieht das einmal jemand!
Vielleicht merkt irgendwann einmal jemand das ich jemanden suche, mit dem ich glücklich sein kann.
Denn ich werde nie zugeben können das auch ich nicht anders bin als andere auch!
Und davor stehe ich nun.
Davor habe ich Angst.
Davon handelt mein nächster Traum.
Der tausend und erste Traum.
– sanados