Spiegelbild

Dieser Spiegel.
Dieser Blick.
Bindet dich wie ein Siegel.
Findest dich darin schick.

Täglich putzt du diesen Pokal.
Verehrst es wie einen Thron.
Bist jeden Tag in dem Lokal.
Lacht es zurück mit Hohn.

Du hast vergessen zu gehen.
Bist zu lange geblieben.
Liegst jetzt hier mit Wehen.
Wer kann dich jetzt noch lieben?

Alles nur Schau.
Alles nur Kunst.
Bist nur Laie auf diesem Bau.
Hast längst verloren die Gunst.

So versteck dich im Dunkeln.
Wo dich niemand mehr sucht.
Hast in den Augen kein Funkeln.
Nur noch einer blieb, der über dich flucht.

Er hatte nie verstanden …

Es ist Kunst!
So verstand er es.
Es kann nur Kunst sein.
Daran glaubte er fest.
Was sollte es sonst sein?
So unverstanden, so ungreifbar.
Das ist Kunst, stellte er erregt fest.
Mit glänzenden Augen betrachtete er sie.
Etwas so Schönes.
Etwas so Neues.
Mit Samthandschuhen trug er sie herum.
Bestaunte sie und verlor sich darin.
Erschreckt, warf er sie fort.
Als er merkte, wie sehr sie ihn einnahm.
Grausame Kunst, dachte er.
Was machst du mit mir?
Und misstrauisch starrte er sie an.
Aus sicherer Entfernung beobachtete er sie jetzt.
Auch wenn die Kunst noch öfter nach ihm rief.
Doch auch Kunst hat nicht endlos Energie.
Sie wollte sich nicht nur verteidigen.
Sie wollte erlebt,
sie wollte gelebt werden.
Er merkte nicht, dass sie sich immer weiter zurück zog.
Sie sich vor ihm zu verstecken begann.
Ja, die Kunst hatte Angst vor ihm.
Aber sie flüchtete nicht.
Sie trat nur langsam,
resignierend,
den Rückzug an.

Er hatte nie verstanden, dass es Liebe war.

Schlaf

Es wird finster draußen.
Das ist genau diese Zeit,
in der ich zusammengekauert auf dem Sofa sitze.
und weiß, gleich ist es soweit.

Gleich wird es an der Tür klopfen.
Und tatsächlich …. *knock* *knock*
Vernehme ich das sanfte und leise Pochen an der Tür.

Obwohl ich schon weiß wer draußen steht öffne ich die Tür einen Spalt um zu sehen ob ich richtig liege.
Es stimmte.
Es war der Schlaf.

Ich wollte nicht schlafen… noch nicht.
Deswegen habe ich versucht die Tür wieder zu schließen.
Doch zu spät, der Schlaf war schneller.
Er hatte bereits seinen Fuß zwischen Tür und Angel.
So blieb die Tür einen Spalt offen.
Auch wenn ich jetzt die Tür nicht mehr zubekam.
Hereinlassen wollte ich ihn dann auch wieder nicht.

So kauerte ich mich hinter die Tür, das er nicht rein konnte.
Doch der Schlaf …. er säuselte süß durch den Türspalt.
Machte mich benommen,
machte mich schläfrig.

Bis er mich dann letztendlich überredete und ich ihn einließ.
Ganz langsam… ganz sanft … trat er ein.
Schloß die Tür hinter sich und folgte mir auf das Sofa.

Dort saßen wir nun …… und sprachen eine Zeit miteinander.

Wie hinterhältig der Schlaf ist…
Ohne das ich es merke wurde seine Stimme immer tiefer,
seine Worte wurden langsamer
und meine Augenlider wurden schwerer.

Bis ich selber nichts mehr sagte und nur noch dem Schlaf lauschte.
… und lauschte
… und lauschte.

Es war eine schöne Geschichte!
Eine ruhige Geschichte.
Eine lange Geschichte.

So sehr ich mich auch gegen den Schlaf wehrte.
Genoß ich jetzt doch die Geschichte die er mir vortrug.

Dann endete seine Geschichte.
Langsam began ich meine Augen wieder zu öffnen.
Ich blinzelte.
Die Sonne strahlte mir direkt ins Gesicht.
Zögerlich schienen sich meine Augen an das Licht zu gewöhnen.
So ungewohnt.
So unerwartet.

Wie schnell doch anscheinend so eine Nacht vergeht.
Wenn jemand einem eine Geschichte ins Ohr flüstert.

Guten Morgen Schlaf.
Rief ich beinahe in den Raum.
Doch merkte ich das der Schlaf bereits wieder gegangen war.

Bis zum Abend Schlaf.
Flüsterte ich ihm nach.

Audio auf Soundcloud
– sanados

Aufwachen

Die Augen blinzeln.
Die Sonne steht schon hoch.
Doch sie blendet nur den Nebel.
Dann schrillt der Alarm.
Der Kaffee reicht nicht.
Die Maschine macht mich kaputt.
Werkzeug das die Morgenstunde nicht verträgt.
Es ist noch viel zu bald.
Ich decke mich mit der Staffelei zu.
Die Farbe ist noch nicht trocken.
Verbindet mich mit dem Gemälde.
Ich werde meine eigene Kreation.

Kurz stelle ich mir vor wie ich mich selbst ausstelle.
“Darf ich vorstellen? Das Ergebnis meines Schaffens.
Ich!”
Deprimierend.
Stehe jetzt in einer Ecke einer Ausstellung.
– sanados

Die Autofahrt

Wie die Felder am Fenster vorbei ziehen.
All die neuen Eindrücke die man am Steuer verpasst.
Die Welt beobachten.
Ich mache es mir auf der Rückbank gemütlich.
Füsse ausstrecken und zurückfallen lassen.
Ein schönes Gefühl.
Eine sehr angenehme Reise.
Ohne sich auf die Strasse zu konzentrieren.
Einfach die Gedanken schweifen lassen.
Die Augen schließen und auf eine Reise gehen.
Nur das Herz blutet noch immer.
Es war eine gute Idee von dem Fahrersitz
auf die Rückbank zu klettern.
– sanados

Erinnerungen an jetzt

Ich erinnere mich an ihr Lächeln vor einem Monat.
Wie ich aufwachte und in ihre glänzenden Augen gesehen habe.
Mit diesem unbeschreiblichen Lächeln.

Ich erinnere mich an ihr Lächeln noch vor zwei Wochen.
Wie sie sich sanft und langsam in der Morgensonne räkelte.
Und sich verschlafen wieder unter der Decke versteckte.

Jetzt wache ich auf und starre an die Decke.
Spiegelungen der Sonne zeichnen Geschichten auf die weiße Fläche.
Doch irgendwie fehlt den Geschichten der Reiz und Tiefe.
Erinnere ich mich doch an die vergangen Tage.
Etwas fehlt, das fühle ich.
Rastlos, ruhelos.
Ich drehe mich zur Seite.
Das ist es wieder!
Dieses wundervolle Lächeln.
Dieser Glanz in ihren Augen.
So wie vor einem Monat,
so wie vor zwei Wochen.
So wie jeden Tag.

– sanados

Schrei nach Hilfe

Keine Ziele.
Keine Perspektive.
Ein Schrei nach Hilfe.
Der Alkohol antwortete auf den Ruf.
Aber er hilft nicht.
Er betäubte.
Und sie kam zurück.

Ein Schrei nach Hilfe.
Die Drogen antworteten auf den Ruf.
Aber auch sie halfen nicht.
Auch sie betäubten.
Zur falschen Zeit.
Ein Schrei nach Hilfe.
Wir antworten.
Wir fanden ein bewustloses Mädchen.
Und wir halfen.
Wir verbanden ihre Wunden.
Wir gaben ihr Hoffnung.
Wir gaben ihr Geborgenheit.
Und sie weinte.
Seit langem ehrliche Tränen.
Und dann lächelte sie.

Was für ein schönes Ende.
Wenn es hier auch enden würde.
doch das Leben spielt selten wie wir es wollen.
Sie verlier ihren Weg wieder.

Keine Ziele.
Keine Perspektiven.
Und sie erinnerte sich daran wer ihr geholfen hatte.
Nur hätte sie doch nur anrufen müssen.
Warum hat sie nicht angerufen?
Ein Schrei nach Hilfe.
Wieder hörten wir den Ruf.
Und wieder antworteten wir.
Wir fanden ein Mädchen mit Überdosis.

Ich werde die Hand die mich am Hemd hielt nie wieder vergessen.
Und ihren Schrei nach Hilfe der in ihren Augen stand.
Die Augen, die dann verblasten,
die Hand, die sich löste.
Den Kampf den wir verloren haben.
– sanados